Deutsche Teams haben viel vor bei Hamburg 7s
Vom 28. bis zum 30. Juni gehen die Rugby Europe Sevens Championships der Frauen und Männer bei den Hamburg 7s auf die Zielgeraden. In der Hansestadt haben beide deutschen Teams noch hoch gesteckte Ziele, die sie erreichen können. Zudem werden die europäischen Topteams im Sportpark Steinwiesenweg quasi ihre Olympia-Generalprobe für Paris absolvieren. Das Feld ist also bereitet für ein spannendes, hochklassiges und hoffentlich mindestens so stimmungsvolles Event wie bei der eindrucksvollen Premiere 2023. Die Teams jedenfalls haben sich für das Heimspiel in Hamburg einiges vorgenommen!
Personell hat das Trainerteam der deutschen 7er-Rugbymänner keine Veränderung zu den letzten Turnieren in München und Kroatien vorgenommen. „Wir setzen weiter auf Kontinuität und dieses eingespielte Team, auch weil einige Spieler, die eine Alternative sein könnten, aktuell verletzt sind“, so Trainer Clemens von Grumbkow. „Aber das heißt für uns natürlich, dass das Team gut eingespielt ist, dass es alle Abläufe kennt. Und das ist natürlich auch von Vorteil für uns.“
Nach dem ersten EM-Turnier in Kroatien, wo das Wolfpack auf Rang drei gelandet war, hatten die Spieler erst mal eine Woche Ruhe. Seitdem wurde im Training ein wenig am Spielsystem gefeilt. „Alles nur Kleinigkeiten. Eigentlich passt so weit alles, das Grundgerüst steht und funktioniert gut.“ Damit wird bei den Hamburg 7s folgender Männer-Kader für Rugby Deutschland auflaufen:
Sportfördergruppe Bundeswehr:
Jakob Dipper, Maximilian Heid, Chris Umeh (SC Neuenheim), Tim Lichtenberg (RG Heidelberg), Philip Gleitze (Berliner RC)
Sportfördergruppe Polizei Niedersachsen:
Niklas Koch (SC Germania List)
FC St. Pauli: Ben Ellermann
SC Frankfurt 1880: Luis Diel
RG Heidelberg: Makonnen Amekuedi
Berliner RC: Anton Gleitze
SC Neuenheim: Jonathon Dawe, Max Roddick
SC Germania List: Felix Hufnagel
Auf Abruf: Bastian van der Bosch (Sportfördergruppe Polizei Baden-Württemberg / RG Heidelberg), Bennet Veil (Sportfördergruppe Bundeswehr / TSV Handschuhsheim), Wolfram Hacker, Cedric Eichholz (RG Heidelberg)
In der Vorrunde der Hamburg 7s hat das Wolfpack eine durchaus schwierige Gruppe „erwischt“, wie Clemens von Grumbkow unterstreicht. „Die Gegner sind alle ernst zu nehmen, aber im Grunde auch alle machbar, wenn wir unsere Leistung abrufen. Spanien hat sich in Kroatien unter Wert verkauft. Die werden in Hamburg sicher ein besseres Team aufbieten und etwas gutmachen wollen. Georgien kennen wir gut. Die sind physisch stark, kommen oft mit viel Emotionalität. Aber, wenn wir uns an unseren Spielplan halten, sind wir eigentlich das bessere Team. Und auch Litauen hat ein interessantes Team, das in Kroatien zwar viel verloren, aber immer nur knapp verloren hat. Dazu haben sie einen erfahrenen, südafrikanischen Trainer. Auch die darf man keinesfalls unterschätzen.“
Das Ziel für das Wolfpack ist klar: Man wolle mindestens den Podiumsplatz verteidigen, aber mit etwas Glück und den Heimfans im Rücken vielleicht sogar noch einen oder gar zwei Plätze nach oben rutschen. „Und wir würden vor den heimischen Fans gern mal wieder im Finale stehen. Das wäre das i-Tüpfelchen, denn die Jungs freuen sich wahnsinnig auf dieses Heimturnier.“
„Girl Gang“ könnte in Hamburg Geschichte schreiben
Um das Podium oder gar um den EM-Titel geht es für die deutsche „Girl Gang“ realistischerweise nicht mehr bei den Hamburg 7s. Dennoch könnten die deutschen 7er-Frauen in der Hansestadt Geschichte schreiben und sich erstmals für den World Rugby Challenger qualifizieren, wo es dann im nächsten Jahr um einen Platz in der Weltserie gehen könnte. Dafür müsste man in Hamburg voraussichtlich in der Endabrechnung unter den besten drei Teams landen, die nicht schon auf der Weltserie spielen. Die Konkurrenz ist mit Polen, Belgien und Tschechien, die aktuell in diesem Ranking noch vor Rugby Deutschland liegen, allerdings stark.
Nationaltrainer Gareth Jackson glaubt aber an sein Team: „Polen und Tschechien spielen zuvor noch den Olympic Qualifier, werden also nicht so ausgeruht sein. Aber insgesamt geht es um uns selbst. Ein gutes Turnier in Hamburg ist natürlich die Grundvoraussetzung.“
Im kroatischen Makarska hatte die „Girl Gang“ zuletzt Rang sechs belegt, was die beste EM-Einzelplatzierung eines deutschen Frauenteams seit 2009 bedeutete. Dabei habe das Team, so Coach Jackson, durchaus noch einiges an Luft nach oben. „Wir haben die Chance, wir sind noch nah dran. Und gerade in dieser Situation kann die Unterstützung vom Heimpublikum ein entscheidender Faktor sein. Das haben die Mädels im letzten Jahr schon erlebt und es auch sehr genossen. Von daher ist die Vorfreude auf Hamburg und die Herausforderung, der wir uns dort stellen, riesengroß.“ Diese Herausforderung gehen die deutschen Frauen mit diesem Kader an:
RK 03 Berlin: Julia Braun
Heidelberger RK: Sophie Hacker, Mette Zimmat, Charlotte Malaizier, Johanna Hacker
SC Germania List: Gesine Adler, Elena Korn
SC Neuenheim: Steffi Gruber, Laura Schwinn, Maike Drewenskus, Sarah Goßmann
TSV Handschuhsheim: Annika Nowotny
CR Sant Cugat (ESP): Alysha Stone
Auf Abruf: Clara Tauschek (RG Heidelberg), Ronja Stauch (Heidelberger RK), Paula Schult (RC Leipzig), Katharina Epp (SC Germania List)
Auch der Frauen-Nationaltrainer setzt weitestgehend auf den Kader, der in Kroatien Rang sechs erreicht hat. „Ich denke, wir hatten insgesamt eine gute Balance im Team, auch wenn wir sicher noch nicht unser bestes Rugby haben zeigen können“, macht Coach Jackson noch Hoffnung auf eine Leistungssteigerung.
Dafür kehrt mit Alysha Stone, die mittlerweile in Spanien aktiv ist, eine sehr erfahrene Spielerin nach mehreren Jahren Abstinenz aus dem Nationalteam in den Kader zurück. Die 34-Jährige mit US-amerikanischen Wurzeln habe zuletzt schon mit dem Team trainiert und da gezeigt, dass sie überhaupt nichts verlernt hat. „Alysha bringt neben der Erfahrung auch noch mal eine andere Dynamik mit in dieses junge Team und wird uns noch mehr Optionen und vielleicht eine Art X-Faktor bieten.“ Für Stone macht Katharina Epp Platz im Kader und wird stattdessen auf Abruf zur Verfügung stehen. Zudem rückt Annika Nowotny als 13. Spielerin ins Aufgebot.
In der Gruppenphase trifft das deutsche Team zunächst auf Großbritannien, das in Kroatien geschlagen werden konnte. Dann folgen noch Duelle mit der Ukraine und dem aktuell Gesamtführenden Polen. Eine schwierige Gruppe, wie Jackson unterstreicht. Aber doch auch zu bestehen mit dem Hamburger Publikum als Unterstützung.