Gareth Jackson: Motivation und Vorfreude könnten kaum größer sein
Auch wenn die deutschen 7er-Rugbyfrauen bei den Hamburg 7s wohl leider nichts mehr mit der Vergabe des Europameistertitels zu tun haben werden, geht es doch um richtig was für die „Girl Gang“, die in der Hansestadt Geschichte schreiben könnte. Die Rugby-Deutschland-Auswahl könnte sich nämlich zum ersten Mal überhaupt für den World Rugby Challenger qualifizieren und dort im kommenden Jahr um den Aufstieg in die SVNS Weltserie spielen. Für Nationaltrainer Gareth Jackson sieht eine gute Chance, dieses historische Zwischenziel erreichen zu können.
Gareth Jackson, die Herausforderung ist groß, die Kontrahenten um die Qualifikation zum World Rugby Challenger stark. Was macht Sie so zuversichtlich, dass es nach dem knappen Verpassen im vergangenen Jahr diesmal wirklich klappen könnte?
Natürlich ist uns klar, dass die Ausgangslage trotz eines guten sechsten Platzes beim ersten EM-Turnier in Kroatien auch noch besser sein könnte. Polen, Belgien und Tschechien als Mitbewerber um die Challenger-Quali liegen aktuell im Ranking vor uns. Aber ich denke, einige Faktoren könnten am Ende den Ausschlag zu unseren Gunsten geben. Polen und Tschechien spielen vor den Hamburg 7s noch im Olympic Qualifier um das letzte Paris-Ticket, werden also nicht so ausgeruht wie wir nach Hamburg kommen können. Dazu müssen wir auch sagen, dass wir in Kroatien nicht unser bestes Rugby haben zeigen können. Und trotzdem haben wir Großbritannien geschlagen, trotzdem haben wir eine gute Platzierung erreicht. Und dann ist da natürlich der Heimvorteil und die Unterstützung unserer Fans, die uns, wie im letzten Jahr, richtig pushen werden.
Es ist also noch Luft nach oben. Was muss besser laufen, damit man das Ziel am Ende auch erreichen kann?
Zunächst einmal können wir sagen: Wir sind gar nicht so weit weg von den Teams vor uns. Aber wir alle müssen Dinge besser machen, das schließt mich als Trainer auch ein. Wir haben im Training weiter an unserem System gefeilt, haben die eine oder andere Anpassung vorgenommen und wir haben auch im Kader etwas angepasst. Mit Alysha Stone kommt vor allem Erfahrung, aber auch eine neue Dynamik ins Team. Das war im Training schon deutlich spürbar. Aber insgesamt war die Balance im Team in Kroatien schon gut. Wir müssen punktuell bessere Entscheidungen treffen, an anderer Stelle vielleicht auch mal besser dagegenhalten – es sind viele Kleinigkeiten, die aber auch abzustellen sind. Dann hoffen wir natürlich auch auf ein wenig Glück im Turnier. Um am Ende tatsächlich unser Ziel zu erreichen, ist ein gutes Turnier von uns selbst Grundvoraussetzung.
Es geht gleich zum Turnierauftakt wieder gegen Großbritannien, die im Kroatien überraschend geschlagen werden konnten. Wie wichtig ist in Hamburg ein guter Start?
Es ist immer schwer zu sagen, was für eine britische Mannschaft dann da auf dem Platz steht. Aber für sie ist es die letzte Chance, sich vor Olympia noch mal einzuspielen. Ich vermute, sie werden heiß darauf sein, es gegen uns besser zu machen als zuletzt. Wir müssen uns aber vor allem auf uns selbst fokussieren. Wir wissen, was da auf uns zukommt, wir müssen gleich voll im Turnier sein. Und ja, ein weiterer Sieg gegen die Britinnen wäre in jeder Hinsicht nicht von Nachteil.
Welche Rolle kann in Hamburg der Heimvorteil spielen?
Im vergangenen Jahr war das Publikum in Hamburg wie eine Extraspielerin. Das war eine großartige Erfahrung für die Mädels. Wir hoffen natürlich, dass wir diesmal wieder davon profitieren können. Das kann das Team richtig pushen, um am Ende wirklich Geschichte schreiben zu können. Das in Hamburg schaffen zu können, ein neues Kapitel für das Frauenrugby in Deutschland schreiben zu können, das motiviert uns ungemein. Die Vorfreude auf dieses Turnier könnte kaum größer sein.