
„Wollen die Saison mit einem Erfolg abschließen“
Das große Ziel der deutschen 7er-Rugbymänner in dieser Saison, der lange ersehnte Aufstieg in die SVNS Weltserie, ist erreicht. Entsprechend groß ist die Erleichterung unter den Spielern, bei den Coaches, im Verband und bei den deutschen Rugbyfans. Doch ein absolutes Highlight steht in dieser Spielzeit noch auf dem Programm: Im Juni will das Wolfpack bei der Europameisterschaft um den Titel spielen. Der spektakuläre Saisonabschluss steigt dabei vom 27. bis zum 29. Juni auf heimischem Terrain, im hohen Norden Deutschlands, bei den Hamburg 7s. Für den 28-jährigen Wolfpack-Kapitän Tim Lichtenberg ist das nicht nur sportlich, sondern auch emotional ein Höhepunkt, der bei ihm und beim Team große Vorfreude auslöst.
Tim, wie groß war die Erleichterung, zuletzt in Los Angeles endlich unter den besten zwölf Teams der Welt angekommen zu sein? Schließlich hast du mit dem Team einige gescheiterte Versuche selbst miterlebt.
Die Erleichterung ist riesengroß, beim ganzen Team, aber auch für mich persönlich, dass wir diesen letzten Schritt endlich machen konnten, dass wir dieses entscheidende Spiel gewinnen konnten. Es hat in der Vergangenheit ja mehrfach nicht viel gefehlt. Umso mehr freuen wir uns jetzt, dass es endlich geklappt hat. Ein wenig Demut ist auch dabei, dass gerade jetzt der Weltverband die SVNS etwas umstrukturiert hat, aber wir bekommen dennoch die Chance, in der kommenden Saison gegen die weltbesten Teams anzutreten und uns in diesem Kreis auch zu etablieren.
Die Saison war also bislang bereits eine sehr erfolgreiche – mit den Auftritten im Challenger und dem letztlich gelungenen Aufstieg. So kann es jetzt weitergehen, oder?
So kann es definitiv weitergehen. Das Team ist gut eingestellt und hat in dieser Saison starke Leistungen gezeigt. Ich sehe definitiv die Chance, dass es bei der EM eine sehr gute Platzierung erreichen kann.
In einer Saison, in der das wichtigste Ziel bereits erreicht wurde: Wie schafft man es, den Fokus jetzt noch mal neu auf die Europameisterschaft als weiteren Saisonhöhepunkt auszurichten?
Natürlich kann das durchaus etwas schwieriger einzuordnen sein. Ich habe aber nicht das Gefühl, und ich bin überzeugt, dass dem auch nicht so ist, dass jemand die Europameisterschaft auf die leichte Schulter nimmt. Immerhin gibt es hier einen Titel zu gewinnen. Und dazu kommt, dass von einer Saison immer auch der Eindruck bleibt, wie man sie abgeschlossen hat. Daher gilt es für das Team, jetzt noch mal richtig Gas zu geben und die EM bestmöglich abzuschließen. Auch unser eigener Anspruch sind zwei starke Turniere und am Ende hoffen wir in Hamburg auf eine Top-3-Platzierung.
Der zusätzliche Druck der letzten Jahre, sich bei der EM auch für den World Rugby Challenger qualifizieren zu müssen, fällt in diesem Jahr weg. Ist das nicht auch eine Chance, befreiter aufspielen zu können?
Das kann durchaus ein Vorteil sein, dass wir wissen, diesen Umweg jetzt nicht mehr nehmen zu müssen. Aber man darf es auch nicht zu locker angehen, denn wir gehören jetzt zu den Weltserien-Teams im Wettbewerb und damit sicher auch zum Favoritenkreis. So, wie wir in den letzten Jahren gegen die Iren, Franzosen, Briten oder Spanier alles gegeben haben, um zu zeigen, dass wir auch dort hingehören, so werden jetzt auch alle Teams gegen uns besonders zeigen wollen, dass auch sie Ambitionen haben und starkes 7er-Rugby spielen können. Also ja, es kann befreiend sein, aber es ist auch wichtig, den Fokus auf das Ziel zu behalten.
Du hast noch die vorherige Generation an Spielern miterlebt und nun auch die Entwicklung des aktuellen, noch sehr jungen Teams. Wie schätzt du den Weg ein, auf dem sich das Wolfpack aktuell befindet?
Die beiden Generationen sind sehr schwer zu vergleichen, das ist auch nicht fair der einen oder der anderen Generation gegenüber. Aber jetzt haben wir ein Team aus individuell sehr athletischen Spielern, die in den letzten zwei Jahren eine starke Entwicklung in ihren Rugby-Skills und auch als Teamgefüge genommen haben. Dafür tun wir auch sehr viel auf und neben dem Platz. Und natürlich: Je mehr man zusammen spielt, desto besser funktionieren die Abläufe, desto besser läuft das Spiel. Wir haben jetzt noch ein sehr junges Team, das schon wichtige Erfahrungen gesammelt hat und in der Weltserie weiter wachsen wird. Ich sehe die Entwicklung und die nächsten Jahre absolut positiv.
Jetzt steht mit den Hamburg 7s wieder ein Heimturnier bevor. Was bedeutet das für euch, vor den eigenen Fans spielen zu können?
Ja, die Vorfreude ist enorm – selbst für mich, obwohl ich nicht werde spielen können. Ich musste mich nach Los Angeles doch einer OP an der Schulter unterziehen, die mir schon länger Probleme bereitet hat. Trotzdem freue ich mich sehr auf dieses Turnier und werde selbstverständlich in Hamburg dabei sein. Es ist immer fantastisch, vor den eigenen Fans zu spielen, auch, weil Familie und Freunde mal die Möglichkeit haben, das Team und die Spieler live zu sehen. Die Motivation in einem Heimturnier ist echt krass, der Energie-Boost kommt von ganz allein. Alle, Fans wie Spieler, freuen sich auf ein möglichst erfolgreiches und spektakuläres Abschlussturnier einer bis jetzt schon erfolgreichen Saison.