
Hamburg 7s: Deutsche Teams mit Licht und Schatten
Die beiden deutschen Teams haben vor gut 1300 Zuschauern an Tag eins bei den Hamburg 7s, dem zweiten und entscheidenden Turnier der Rugby Europe Sevens Championships Überraschungen abgeliefert. Die Männer allerdings mit einer Auftaktniederlage gegen Tschechien eher eine unschöne, die Frauen hingegen mit einem Sieg gegen Titelverteidiger und Topfavorit Frankreich eine absolut positive. Für beide Teams gilt nach jeweils einer Niederlage und einem Sieg: Im letzten Gruppenspiel müssen sie noch mal liefern, um ins Viertelfinale zu kommen.
Die Männer legten einen denkbar schlechten Start ins Turnier hin, unterlagen völlig überraschend, aber auch nicht unverdient, Tschechien mit 7:19 (0:12). Die Tschechen legten früh einen Versuch vor, für den der Spieler einmal über das gesamte Feld gesprintet war. Das Wolfpack musste folglich einem Rückstand hinterherlaufen und versuchte es, anstatt sich an die taktischen Vorgaben zu halten, oft mit der Brechstange. Dabei leistete man sich gegen leidenschaftlich verteidigende Gegner aber “viel zu viele Fehler” und machte es auch “nicht clever”, wie Coach Clemens von Grumbkow bemängelte. So gelang beim Stand von 0:12 selbst in Überzahl nach einer Zeitstrafe für Tschechien und einer Druckphase vor dem gegnerischen Malfeld kein Versuch.
Erst in der 11. Minute ließ Philip Gleitze die Zuschauer*innen im Sportpark Steinwiesenweg noch mal hoffen. Er verkürzte mit seinem mühsam erkämpften Versuch, den Felix Hufnagel auch zum 7:12 erhöhte. Aber statt das Ruder doch noch rumzureißen, erlaubte man den Tschechen einen weiteren Durchbruch, den diese zum 19:7-Enstand auch zu nutzen wussten.
Im zweiten Gruppenspiel gegen Aufsteiger Schweden sah das deutsche Spiel dann schon ganz anders aus. Von Beginn an hielt das Wolfpack Intensität und Tempo hoch und punktete consequent. Max Zahner, Bela Sindermann, Chris Umeh und Felix Hufnagel besorgten die Punkte zur klaren 26:0-Pausenführung. Und auch in Durchgang zwei ging es so weiter. Makonnen Amekuedi machte mit dem Versuchelegen weiter, Hufnagel kickte weiter sicher und legte kurz darauf seinen zweiten erhöhten Versuch. Schweden konnte kurz vor Schluss um fünf Zähler verkürzen, aber Rugby Deutschland hatte noch einen im Köcher: Chris Umeh tankte sich noch mal durch und stellte gemeisam mit Kicker Hufnagel auf einen klaren und souverän herausgespielten 45:5-Endstand.
“Das erste Spiel von uns war ein furchtbares”, gestand Coach Pablo Feijoo ein. “Da waren wir nicht zu 100 Prozent auf dem Platz. Gegen Schweden war es dann gut, wir haben Ball und Spiel insgesamt gut kontrolliert. Das klare Ergebnis hat unsere Chancen aufs Viertelfinale morgen verbessert, aber ganz ist der Job noch nicht getan.”
Deutschen Rugby-Frauen gelingt Überraschungserfolg
Den deutschen Frauen hatte der Spielplan einen ganz schweren ersten Turniertag beschert. Ging es doch zum Turnierauftakt gegen den EM-Dritten Spanien und dann gegen Titelverteidiger Frankreich.
Gegen Spanien hielt die deutsche Verteidigung insgesamt ganz ordentlich dagegen, aber offensiv kam die Girl Gang nicht wirklich zum Zug. In der 3. Minute brachen die Ibererinnen erstmals durch und punkteten auch gleich. In die Halbzeit ging es mit einem 0:14-Rückstand. Nach dem Seitenwechsel überrumpelte Spanien die Girl Gang fast umgehend und erhöhte auf 21::0, ehe Kapitänin Mette Zimmat endlich einmal die Verteidigerinnen abschütteln und einen erhöhten Versuch zum 7:21 legen konnte. Das letzte Wort in dieser Begegnung hatte dann aber wieder Favorit Spanien, der am Ende mit 26:7 gewann.
Gegen Titelverteidiger Frankreich, der den deutschen Frauen in jüngerer Vergangenheit auch einige herbe Niederlagen zugefügt hatte, war nicht unbedingt damit zu rechnen, dass die Girl Gang etwas Zählbares mitnehmen könnte. Doch die Underdogs zeigten von Beginn an eine enorm couragierte Leistung, verteidigte stark, konterte die frühe französische Führung durch einen Versuch von Paula Schult und ging mit Charlotte Malaiziers Erhöhungskick sogar in Führung. Frankreich schlug erwartungsgemäß ein hohes Tempo an, doch die RD VII hielt gut dagegen und konnte noch vor der Pause sogar nachlegen. Zunächst wurde Mette Zimmat noch gestoppt, aber die Unterstützung war da, und quasi im zweiten Anlauf tauchte Zimmat ins Malfeld ein zur überraschenden 12:5-Pausenführung.
Zimmat sah kurz nach Wiederanpfiff Gelb, und die folgenden zwei Minuten Überzahl nutzte Frankreich zu gleich zwei Versuchen. Der Favorit schien mit dem 15:12 jetzt auf der Siegerstraße zu sein, aber plötzlich war auf der rechten Seite Gesine Adler durch und holte die Führung zurück. Frankreich hatte zwar in der Schlussphase noch die Chance auf den Sieg, vergab die aber mit einem nach vorn verlorenen Ball am Gedränge, sodas die deutschen Spielerinnen einen fast schon sensationellen 17:15-Sieg bejubelten.
“Das war vom Spielplan her schon ein sehr harter erster Tag”, so Bundestrainer Curtis Bradford. “Aber ich bin gerade nach dem zweiten Spiel enorm stolz auf das Team. Frankreich hat uns oft geschlagen, aber heute hat das ganze Team eine tolle kämpferische Leistung gezeigt. Jetzt hoffen wir, dass wir an diese Leistung auch morgen anknüpfen können.”